Programm 2021
Konzert I
Freitag, 05. November, 19:00 Uhr
Eröffnungskonzert
„Im Weltenklang der Gegenwart“
Konzert mit „Die Cronopien - Kollektiv für Neue Interkulturelle Neue Musik"
Ausstrahlung auf SR2 - Kulturradio am 16.12.2021 um 20:04 Uhr
Olivia Artner
AMERICANA (2021)
für Die Cronopien
UA
Stefan Scheib
drips (2021)
für Ensemble und Sampler
UA
Daniel Osorio
Yadnal (2021)
für 5 Musiker und Elektronik
UA
Kioomars Musayyebi
Weg zum Mondschein (2021)
für Ensemble und Elektronik
UA
Enkhtuya Jambaldorj (Pferdekopfgeige und Gesang)
Karina Erhard (Ney Flöten, Panflöte und Tarka)
Hasan Hüseyin Talaz (Saz)
Kioomars Musayyebi (Santur)
Daniel Osorio (Kena, Panflöte, Tarka, Moxheño und Charango)
Olivia Artner (Klangregie)
Gefördert vom Musikfonds e. V. mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Sonderprogramms Neustart Kultur.
Zu den Werken:
AMERICANA (2021)
Olivia Artner
Rosa wie die Farbe von 1 Pfirsich
americana, americana
Meine Träume sind milchig
Ich war dem Ziel so nah
- Enrique Susanne Bachler
Ney (mit Effekt), Kena in F, Santur, Pferdekopfgeige, Gesang, Saz und Elektronik
drips (2021)
Stefan Scheib
drips ist entstanden im verregneten Sommer 2021. Ich liebe den Klang von Regen, die unregelmäßige Rhythmik mehrerer Tropfen, die auf unterschiedlichen Untergründen auftreffen ebenso wie die Gleichmäßigkeit eines einzelnen Tropfens, wenn man sich auf diesen konzentriert. Die Instrumente und Stimme in drips betten sich in eine solche verregnete Landschaft ein, imitieren sie, improvisieren damit und gehen zu guter Letzt eigene Wege.
Ney (mit Effekt), Panflöten, Tarkas , Santur, Pferdekopfgeige, Gesang, Saz und Elektronik
Yadnal (2021)
Daniel Osorio
Yadnal spiegelt meine Auseinandersetzung mit den Lebensrealitäten verschiedener Frauen in Afghanistan, wie diese sie selbst in ihren Gedichten beschreiben. In der traditionellen poetischen Form des landay, einem sehr kurzen, zweizeiligen Gedicht, drücken sie ihr Erleben in starken Bildern aus. Diese Texte können als stiller Aufschrei verstanden werden, aber auch als eine Form des Widerstandes gegen patriarchale Traditionen, gegen Unterdrückung und Entfremdung, gegen die US-Besatzung und den nie endenden Krieg. Inspiriert an den Gedichten der Frauen, welche die Journalistin und Dichterin Eliza Griswold sammelte und in ihrem Buch I Am the Beggar of the World zusammentrug, entstanden eigene Texte für das Stück, welche das reale Erleben der Frauen aufgreifen und ihnen Bilder der Utopie entgegensetzen. Für ein Leben in Frieden und Würde.
Übersetzung der spanischen Originaltexte: Karina Erhard.
Ney (mit Effekt), Panflöten, Moxheño, Santur, Pferdekopfgeige, Gesang, Saz und Live Elektronik
Weg zum Mondschein (2021)
Kioomars Musayyebi
Manche Ereignisse sind sehr merkwürdig und selten. Vielleicht hört das Universum unsere Gedanken. Ich hatte den Kopf voller Gedanken und als Musiker drücke ich meine Gefühle und Ideen natürlich durch Musik aus. So stand ich kurz davor, etwas zu komponieren, es fehlte mir noch eine letzte Inspiration.
Ich war gerade unterwegs auf der Autobahn zwischen Brüssel und Luxemburg. Eine gerade Autobahn. Im Auto fiel mir etwas auf. Ich bemerkte ein großes Licht. Weil ich am Steuer war, konnte ich es nicht gut erkennen. Nach einer kleinen Kurve auf der Autobahn sagte mir meine Navigation, dass ich bei der nächsten Ausfahrt abfahren muss. Ich kannte den Weg und wollte der Autobahn folgen, fuhr dann aber trotzdem ab. Der neue Weg führte mich zum Wald, volle Bäume, lang und dunkel. Plötzlich erschien der Mond genau vor mir, ganz groß. Nie habe ich Mond so groß gesehen. Ich parkte und betrachteten ihn eine lange Zeit. Das hat mich inspiriert, das Stück „Weg zum Mondschein“ zu komponieren.
Ney (mit Effekt), Panflöte, Santur, Pferdekopfgeige, Saz und Elektronik
Die Cronopien
ist eine 2020 gegründete Formation für aktuelle Musik, die sich mit Avantgarde und Tradition auseinandersetzt und Klanggeschichten aus dem Okzident und anderen Teilen der Welt sammelt. Die verschiedenen musikalischen Perspektiven gehen in der Arbeit des Kollektivs einen Dialog ein und versuchen, in neuen künstlerischen Formaten eurozentristische Musikkonzepte zu überwinden.
Konzert II
Freitag, 05. November, 21:00 Uhr
Konzert der neuen Generation I
Ausgewählte Werke aus der Ausschreibung für neue Musik (Call for works 2021).
Manami Nagahari (Japan)
N + AI - Eine Hommage an Takemitsu II - (2020)
Jan Wegmann (Germany)
Grit (2021)
Nicola Cappelletti (Italy/France)
Macello (2017)
Pedro Álvarez (Australia/Chile)
Chronotope-Situation No.3 (2020)
Pablo Abelardo Mariña Montalvo (Mexico)
OER AT 02 (2021)
Ender Vielma (Venezuela)
Los Hielos de Abril (2021)
Al Mastro (Italia)
Trippin’ on the edge of time (2021)
Seth Rozanoff
Repetition-Duo (2021)
Konzert III
Samstag, 06. November, 19:00 Uhr
"... es ist gar nicht fort gewesen!"
Musik für Gesang, Klavier und Elektronik
Veröffentlichungskonzert der CD „Zikkus“ von Daniel Osorio
Daniel Osorio
Festina Lente (2018)
für Tenor und Elektronik
Daniel Osorio
Credo (2017)
für Countertenor und Elektronik
Daniel Osorio
Zikkus-P (2010/2020)
für Klavier und Live-Elektronik
Daniel Osorio
ex alia parte (2019/2021)
für Tenor, Klavier, Geige und Elektronik
Daniel Osorio
Ardepiedra (2021)
für Tenor – Sprecher, Cajon, Klavier, Maracas und Elektronik
Ralf Peter (Tenor, Sprecher)
Thomas Layes (Klavier)
Mari Alaff (Geige)
Olivia Artner (Live-Elektronik)
Zu diesem Konzert
Mit Daniel Osorio zu arbeiten, bedeutet immer Verblüffung und Freude, seine Stücke machen Spaß. Denn ihre Qualität speist sich bei aller Komplexität aus einer klaren musikalischen Grundidee und einem unvergleichlichen Umgang mit Textvorlagen. Gesungen oder gesprochen, live oder vorproduziert, elektronisch verfremdet oder pur, entfalten sie sich jedes Mal neu und anders im akustischen Raum. Mit feinem Gespür für emotionale wie intellektuelle Wirkkräfte, auch in Text-Auswahl und -Zusammenstellung spielt Osorio mit dem Unerwarteten und langt ohne moralischen Zeigefinger tief in ethische Fragen, die sich durchaus ins Politische ausweiten lassen. Seine Kompositionen tragen die Merkmale der ganz Großen: Sie bewegen den Geist und sind sinnlich zugleich.
Im Konzert im Rahmen des eviMus-Festivals erklingen fünf Kompositionen von Daniel Osorio.
Zwischen 2017 und 2020 entstanden drei Kompositionsaufträge an Daniel Osorio für das insbesondere für Uraufführungen bedeutende Festival Saarbrücker Sommermusik:
Festina Lente für Tenor/Sprecher, Klavier und Elektronik von 2018 setzt Schillers Ballade „Das verschleierte Bildnis zu Sais“ in Musik, die den Zwiespalt zwischen der Unfassbarkeit der Natur und ihrer (tabuisierten) Entschleierung durch die Wissenschaft zum Thema hat: „Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld, / Sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein.“
Sein Credo für Stimme und Elektronik von 2017 ergänzt ein Sakralmusik-Fragment von Heinrich Kaminski. Diesen erschütterte 1933 die Machtübernahme der Nationalsozialisten so sehr, dass er seine „Messe deutsch“ nach eigenem Text, welcher die „Wirre Welt“ beklagt, unvollendet ließ. Osorio vertonte das „Credo“ nach dem gleichnamigen, hochpolitischen Text von Dorothee Sölle in spanisch-deutscher Fassung.
Ebenfalls im eviMus-Konzert erklingt Daniel Osorios Komposition Zikkus-P für Klavier und Elektronik von 2010, ein Auftrag von Fernanda Ortega, in der revidierten Fassung aus dem Jahr 2020. Zikkus-P konfrontiert das Musikspiel der Sikuris-Musikgruppen mit zwei Symbolen der europäischen Musiktradition par excellence: dem Klavier – Sinnbild der europäischen Hochkultur und des individuellen Spiels, und der elektroakustischen Musik – Wahrzeichen der europäischen Avantgarde. Dabei wird diesen Elementen die soziale Bedeutung des kollektiven Musikspiels der Sikuris gegenübergestellt, welche die andine Klangästhetik grundlegend mitgestaltet.
Der Versuch des Stücks, die Symbolik des Klaviers und seine begrenzten klanglichen Möglichkeiten zu brechen, geschieht hier durch die Zerlegung seines Klangspektrums. Dies zum einen durch die Elektronik und zum anderen durch das Anschlagen seines Klangkörpers mit verschiedensten Alltagsobjekten. So werden neuartige Klangspektren erzeugt, welche die akustischen Elemente und klangästhetischen Werte der Anden-Musik durchscheinen lassen.
ex alia parte für Mezzosopran, Tenor, Klavier und Elektronik von 2019 kombiniert eine spukhafte Szene aus Theodor Storms „Schimmelreiter“ mit dem Text „Titelblatt“ („Aus einer Sturmnacht“) von Rainer Maria Rilke. Es stellt die Fragilität menschlicher Realitätserkenntnis mittels Sinneswahrnehmung zur Diskussion.
Ardepiedra „Schwarzer Stein auf weißem Stein“ für Tenor-Sprecher, Cajon, Klavier, Maracas und Elektronik von 2020 vertont die (tatsächlich eingetroffene) Todesahnung des peruanischen Dichters César Vallejo, einem bedeutenden Vertreter der spanischsprachigen Avantgarde, dessen tragisches Schicksal zwischen Südamerika und Europa eng mit seinem antifaschistischen Kampf verknüpft ist.
Ralf Peter
Thomas Layes
Geboren in Frankfurt a.M., studierte Klavier bei Bernd Glemser, Hochschule für Musik Saar; Meisterkurse Liedbegleitung bei Roger Vignoles und Irwin Gage sowie Kammermusik bei Eduard Brunner und Diemut Poppen. Lehrauftrag Korrepetition an der Hochschule für Musik Saar. Kulturförderpreis Saarbrücken, 1. Preis Int. Kammermusik-Wettbewerb „Città di Minerbio“ Bologna, Sonderpreis für beste Begleitung „Walter Gieseking-Wettbewerb 2011“. Liedbegleiter bei „Mouvement“ des SR sowie im Lied-Meisterkurs von Wolfgang Rihm, „Chesa da Cultura“ St. Moritz. Korrepetitor u.a. Sommerakademie Mozarteum Salzburg.
Ralf Peter
arbeitet spartenübergreifend (auch freischaffend) als Sänger, Darsteller, Sprecher in Oper, Musical, Sprechtheater und Hörspiel, Konzeptionist, Dramaturg, Regisseur, Autor und Übersetzer. Studium Berlin und Saarbrücken u.a. Germanistik und Musikwissenschaft mit Schwerpunkt Musik/Theater. Parallel Gesangsausbildung bei Brigitta Seidler-Winkler (zum Countertenor) und Gabriele May (zum Tenor). Theaterpreis Stuttgart, Kulturpreis RV Saarbrücken. Engagements als Sänger/Darsteller SST Saarbrücken, Staatsoper Stuttgart, Theater Überzwerg/SB und in vielen Freie-Szene-Projekten. Er inszenierte im Studententheater Thunis (Shakespeare Troilus, Fühmann Alkestis), später in seinem Barockensemble pazzaCaglia u. a. Luigi Rossis Oper L’Orfeo, außerdem über 30 experimentelle szenische Liederabende. Als Sprechtheater-Darsteller, Sprecher in Hörfunk (SR-Hörspiel) und Hörbuch (Klang-RaumBarock.Stengel). Als Bühnensänger in exponierten Countertenor-Partien Alter und Neuer Musik, Konzertreisen nach Osteuropa, Israel, Südamerika und Japan. Eigene Lyrik veröffentlichte der Arnfrid Astel-Schüler in Print, Hörfunk, TV und web; Herausgeber von Anthologien.
Mari Alaff
She was born in Santiago de Chile on August 14, 1993. In 2001 she started her studies in violin in the Modern School of Music under the tutelage of maestro Alberto Dourthé.
During the years 2017, 2018, 2019 and 2020 she was invited and actively presents in numerous violin courses and master classes with performers such as Simone Bernardini, Anna-Liisa Bezrodny, Yuri Zhislin, Carlos Johnson, Rudolf Koelman, Herwig Zack, Svetlana Zakharova, Martin Dehning, Stefan Hempel, Stephan Picard, Muriel Cantoreggi, Eva Christina Schonweiss, Philippe Koch and Hans Peter Hofmann
In 2017 she joined the National Symphony Orchestra of Chile, in which she had the opportunity to work with great conductors and performers, such as Pinchas Zukermann, Ola Rudner, Martin Sieghart, Daniel Raiskin, Joseph Caballé-Domenech, Mischa Maisky, Alexander Markov, Tobias Feldmann, Garret Keast, among others.
In 2019, she was the winner of the soloist competition of the National Symphony Orchestra of Chile. In September of that same year, she performed Benjamin Britten's violin concerto with the Orchestra in Santiago, Chile.
In April 2021, she started her Master's studies in violin at the Hochschule für Musik Saar. Parallel to this, she is a permanent academist at the Collegium Vocale in Gent, Belgium, under the leadership of the great conductor and musician, Philippe Herreweghe. The mainly stages where she performs with the Collegium Vocale are; Concertgebouw Brugge (Bruges), the Capitole Ghent and the Opera Ghent (Gent).
In the area of chamber music, she is part of the Aykerike Ensemble. Together with this group she obtained 2nd and 3rd prize in two International Competitions: Muse International Music Competition and Odín International Music Competition, of the European Academic Artists Association.
Olivia Artner
Olivia Artner ist Komponistin und Performerin, geboren 1994 in Feldbach/Österreich. Ihre Arbeit fokussiert sich auf die Gestaltung intermedialer Gesamtkonzepte im Live- Kontext sowie mit Digitalen Medien.
Letzte Arbeiten beinhalten audiovisuelle Installationen (ISO668 2021: ortsspezifisch, 32-Kanal Audio, 3-Kanal-Video, Physical Computing; in Kooperation mit Gary Berger / tapetum lucidum 2018: ortsspezifisch, 4-kanal Audio, 3-kanal Video; in Kooperation mit Naima Schmidt) sowie Musik für Fashion-Reels (Anastasia Bull – The Beautiful Cassandra & The Beautiful Cassandra Part II 2021), Kurzfilme (u.a. Pregxit 2020, Regie Naima Schmidt) und Solo- bzw. Ensemblewerke. Als Gründungsmitglied des Performance-Kollektiv Champagnerperlen produzierte sie Live-Shows (u.a. Vollempfänger 2019) und ein Hörspiel (Werbespott 2020).
In ihren Instrumentalwerken liegt der Schwerpunkt auf dem Zusammenspiel von Klang, Bild und Performance.
Olivia Artner studiert Komposition, Mandoline und Musikwissenschaften.
Konzert IV
Samstag, 06. November, 21:00 Uhr
Konzert der neuen Generation II
Ausgewählte Werke aus der Ausschreibung für neue Musik (Call for works 2021).
Simone Sims Longo (Italy)
Immagine / Cogente (2020)
Antonio Carvallo (Chile)
Itré (2020)
Raphaël Languillat
+ lovemusic
(France)
digital love (2020)
Otto Wanke (Czech Republic)
Cycling (2020)
Alejandro Casales (Mexico)
Conversation II (2021)
Mehran Sherkat Naderi (Iran/Germany)
Ich trenne mich von mir (2016)
Geoffa Fells (United Kingdom)
Geoffian Moon (2021)
Marcelo Lazcano (USA/Chile)
Ciegxs (2021)
Konzert V
Sonntag, 07. November, 19:00 Uhr
Crossing Points
Audiovisuelle Konzert mit Ensemble Flashback (Frankreich)
Perkussion: Philippe Spiesser
Regie: Dimitri Dero
Elektronik: Alexander Vert & José Miguel Fernández
"Étude de proximité"
Alberto Carretero
"Hypernova"
Eric Guinivan
"Crossing points"
José Miguel Fernández & Alexander Vert